Neue Eindrücke sammeln und sich mit Firmenvertretern in einem der wichtigsten rohstofffördernden Länder Europas direkt vor Ort austauschen: diese Zielsetzung verfolgte die diesjährige Exkursion des BKRI in die Ukraine (29.05.-02.06.2011).
Der erste Besichtigungstag führte die interessierten Teilnehmer der Fachexkursion von Donetsk im Herzen des Donbass zum Fliesenhersteller ZEUS Ceramica in Slavyansk, rund 70 km nördlich von Donetsk. Deren Geschäftsführer, Herr Alexandr Bogoslavskyi, präsentierte die Firmengeschichte sowie die Produktpalette und leitete die Führung durch die modernen Produktionsanlagen. Bei diesem 2005 neu gegründeten Fliesenwerk handelt es sich um ein Joint Venture zwischen ukrainischen Investoren und dem italienischen Fliesenhersteller Emilceramica aus Fiorano Modenese. 2010 produzierte ZEUS Ceramica 4,5 Mio m². Davon wurden 40% im Inland abgesetzt. Die wichtigsten Exportmärkte sind Russland, Nord Afrika sowie Kanada. Generell werden Fliesen der Größe 30 x 30 cm gefertigt. Aber auch Formate bis zu 90 cm sind möglich.
Anschließend fuhr die Gruppe zur nahe gelegenen Donbas Ceramic Bodies, einer 100%en Tochter der Sibelco Group. Einer Einführung und Laborbesichtigung folgte ein Rundgang auf dem Firmengelände. Den Mitgliedern des BKRI wurde eine Aufbereitungsanlage von Fertigmassen für die Produktion von Schamotten, Elektrokeramik sowie Porzellan präsentiert. 56 Mitarbeiter können hier 35.000 t pro Jahr produzieren. Der Hauptabsatz erfolgt in der Ukraine, insbesondere wird der Nachbar ZEUS Ceramica bedient. Kleinere Mengen werden auch nach Russland und ins Baltikum geliefert. Es werden nur ukrainische Rohstoffe (Tone, Sand und Feldspat) zu Fertigmassen verarbeitetet. Davon stammt der größte Teil aus eigenen Gruben der Sibelco Ukraine.
Am kommenden Tag führte die Exkursion die Teilnehmer erneut in den Norden von Donetsk, diesmal nach Drushkovka, zu VESCO, der größten Tongewinnungsstätte weltweit, gleichzeitig der größte Grubenbetrieb der UMG United Minerals Group. Die UMG mit Sitz in Donetsk ist Teil der SCM System Management Group, der größten ukrainischen Firmen- und Finanzgruppe und wurde 2005 gegründet. Die Rohstoffsparte der UMG besteht aus den früher selbständigen Tonproduzenten VESCO JSC (gegründet 1967) mit 5 Gruben, Druzhkovkoje Rudepravlenje (1961) mit 5 Gruben und Ogneupornerud (1996) mit 2 Gruben. Alexander Shchetnikov, Generaldirektor der UMG begrüßte die Teilnehmer und übergab die Präsentation zur Situation des ukrainischen Tonbergbaus an Evgeniy Tsymarman, Produktiondirector der UMG.
Die Förderung keramischer Tone in der Ukraine, konzentriert im Gebiet nördlich von Donetsk, betrug vor der Krise ca. 6 Mio Tonnen pro Jahr. Nach einem starken Rückgang hat sich die Menge heute auf rund 4 Mio. Tonnen „erholt“. Der UMG-Anteil daran liegt bei ca. 55%. Der größte Teil der Produktion wird in über 30 Länder exportiert. Der Transport des Tones erfolgt per Bahn, entweder direkt zu den Kunden in der Ukraine und den GUS-Staaten oder nach dem Umschlag in den Häfen von Mariupol der Feodosia auf der Krim per Schiff.
Nach einem Rundgang durch das Firmenmuseum und einer kurzen Besichtigung des Labors ging es im Firmenbus zur Tonmischanlage. Mit zwei Absetzern, jeweils separat über Walzenbrecher und Förderbänder beschickt, können vier Halden bis zu jeweils 300.000 Tonnen angelegt werden. Die Mischanlage wird kontinuierlich mit eigenem LKW von den Zwischenlagern mit den nötigen Tonsorten versorgt. Die fünf fördernden Gruben verteilen sich auf einem mehr als 10 km² großen Gelände, das sich von einem zentralen Aussichtspunkt aus überblicken ließ. Die Exkursionsteilnehmer konnten danach unmittelbar die typischen Abraumverhältnisse (z.T. mehr als 40 m mächtig) der ukrainischen Tonlagerstätten in Augenschein nehmen. Abschließend ging es direkt an den 2 Meter mächtigen Tonstoß. Für das obligatorische Gruppenbild wurde kurzfristig die Förderung unterbrochen.
Die Mitglieder des BKRI besichtigten im Rahmen ihres Fachprogramms darüber hinaus eine Grube der Sibelco-Tochtergesellschaft Donbas Clays JSC, die 1995 als Joint Venture mit der Familie Levit gegründet wurde.
Im Jahr 2000 errichtete das Unternehmen die erste überdachte Großanlage (inkl. Lager, Brech- und Mischanlage sowie einer Verladestation) innerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). In 2011 wird die Produktion aus verschiedenen Gruben voraussichtlich 1,0 Mio Tonnen betragen, wobei der Exportanteil nach Italien, Spanien, Saudi Arabien, Polen etc. bei rund 70 % liegt.
Nachdem die Mitglieder des BKRI bei diesem intensiven Fachprogramm in und um Donetsk an einer Vielzahl interessanter Firmenbesichtigungen teilnehmen durften, ging es schließlich weiter nach Kiew. Bei einer Stadtrundfahrt lernten die Teilnehmer die ukrainische Hauptstadt kennen. Kiew wirkte auf die Mitglieder zwar einerseits enorm eindrucksvoll, spiegelt jedoch andererseits auch in ganz besonderem Maße die Gegensätze zwischen Arm und Reich wieder. Mit dieser Stadtrundfahrt in Kiew endete das umfangreiche Programm der Exkursion in die Ukraine. Der positive Informationsaustausch mit den verschiedenen Firmenvertretern vor Ort ließ bei den Mitgliedern den Wunsch aufkommen, auch in Zukunft in Kontakt mit den jeweiligen Unternehmen zu bleiben.
Am Ende der Reise bedankten sich die Teilnehmer insbesondere bei Herrn Hillebrand, CEO der Sibelco Central Eastern Europe und seinen Mitarbeitern für die Unterstützung bei der Organisation des Fachprogramms.
Dr. Matthias Schlotmann, Geschäftsführer des BKRI
Gudrun Schmidt, Öffentlichkeitsarbeit